Pipelining Freundschaft

Pipelining Freundschaft

– ein Rechercheprojekt

Im Jahr 1963 erreichte der Bau der Pipeline „Druschba“ das EVW (Erdölverarbeitungswerk) in Schwedt. Fortan lieferte die Sowjetunion Öl an das EVW, das dort u.a. zu Wärme und Treibstoff verarbeitet wurde.

Wie der Name „Druschba“ nahelegt, war die Pipeline nicht nur eine Energieversorgungsader für die DDR, sondern die technische Manifestation einer Freundschaft zwischen der Sowjetunion und der DDR.

An dieser Doppelfunktion der Pipeline als Energie- und Freundschaftssystem setzt unser neustes Rechercheprojekt „Pipelining Freundschaft“ an.

Diese Doppelfunktion ist bis heute wirksam: seit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine wird das Öl aus der Pipeline als „politisch verseucht“ und die Freundschaftsröhre als Feindkanal – als Metallarm von Putin – wahrgenommen.

Beide Seiten der Pipeline ventilieren diese Spannungen: Pumpen werden abgestellt, Embargos verhängt, Lecks in die Pipeline gehauen.

Und Standorte der Rohstoffverarbeitung wie die heutige PCK Raffinerie in Schwedt stehen vor massiven Umstrukturierungen.

In diesen turbulenten Zeiten und anlässlich des 60. Jahrestags der Pipeline-Inbetriebnahme gehen wir in Schwedt auf die Suche nach der Pipeline „Druschba“.

In kuratierten Begegnungsformaten zwischen ehem. Konstrukteur:innen der Pipeline, Arbeiter:innen der PCK Raffinerie, Freundschaftsexpert:innen und Grundschüler:innen fragen wir vor Ort nach den Gründungsmythen und den unbearbeiteten Reststoffen dieser fossilen und forcierten Freundschaft.

Unsere drei Ausgangsfragen lauten:

1. Wie erinnern verschiedene Generationen aus Schwedt den Bau der Pipeline?

2. Was lässt sich an der Pipeline-Apparatur – an ihren Röhren, Hohlräumen, Pumpen und Speichern – über die Freundschaft zwischen der ehem. Sowjetunion und der DDR ablesen?

3. Was sind die unartikulierten Reste dieser deutsch-sowjetischen Freundschaft und wie strukturieren sie heutige ostdeutsche Perspektiven auf Russlands Angriffskrieg und die Energiekrise?

Ziel des Projekts ist die emotionale Auseinandersetzung mit dem Doppelcharakter der Pipeline „Druschba“.

Diese Auseinandersetzung erfolgt in historischer Perspektive und unter Einbezug verschiedener Schwedter Generationen: Aufbaugeneration, deren Enkel/Kinder und die heranwachsende Generation.

Besonderen Fokus legen wir auf weibliche Stimmen, da die „Freundschaft“ zwischen der ehem. Sowjetunion und der DDR als ein Bündnis zwischen „zwei Brüdern“ konstruiert wurde.

„Pipelining Freundschaft“ ist hochaktuell und anschlussfähig an zeitgenössische Diskurse über:

– sowjetische Spuren im kulturellen Imaginären von Ostdeutschland

– Freundschaftskonzepte und ihre technischen Manifestationen, Auslagerungen und Abgründe

– die Energiekrise als Kriegsschauplatz

 

Das Projekt „Pipelining Freundschaft“ wird gefördert von der Rosa Luxemburg Stiftung.

  • Produktion: Panzerkreuzer Rotkäppchen
  • Kommunikation: Simon Strick  
  • Finanzleitung / Social Media: Maria Ullrich
  • Forschende: Anna Stiede, Richard Pfützenreuter, Susann Neuenfeldt, Maike Möller-Engemann
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