Spuk unterm Kapitol

Spuk unterm Kapitol

Premiere: 2024

Das neuste Recherche-Projekt von Panzerkreuzer Rotkäppchen „Spuk unterm Kapitol“ setzt zwei Fotos in Bezug zueinander:

Das erste Foto zeigt Teilnehmende am „Sturm auf das Kapitol“ vom 6. Januar 2021 in Washington D.C., u.a. den so genannten „Quanon-Schamanen“. Das zweite Foto ist ein Film-Still aus der berühmten DDR-Fernsehserie „Spuk unterm Riesenrad“, Folge 1: „Die Ausreißer“ (1979).

Obwohl die beiden Fotos in ganz unterschiedlichen kulturellen Kontexten entstanden sind, stechen ihre Ähnlichkeiten hervor. Diese Ähnlichkeiten betreffen sowohl die Form (Motiv, Farbgebung und Komposition) als auch das Sujet der Fotos.

Beide Fotos setzen ein dis/placement memetisch in Szene: sie bilden Personen bzw. Figuren ab, die an einem Ort erscheinen, an den sie nicht hingehören. Wie ungebetene Gäste aus einer anderen Zeit stehen die Trump-Anhänger mit Wikinger-Kostüm in den Hallen des Capitols, während die drei Geister aus höfischer Vergangenheit auf dem Alexanderplatz sitzen, im Zentrum der Hauptstadt der DDR.

In beiden Fotos sind Fell und Frisuren Attribute der „Zeitreisenden“, die eine moderne Umgebung (Capitol, Alexanderplatz) konterkarieren. Sind diese unheimlichen Ähnlichkeiten zwischen beiden Fotos blosser Zufall in den Weiten des Internets oder haben sie einen operativen Kern? Und wenn ja, welchen?

Panzerkreuzer Rotkäppchen geht mit seinem Recherche-Projekt den unheimlichen Ähnlichkeiten zwischen beiden Photos nach.

Auf welchen Ebenen sind die Ähnlichkeiten zwischen beiden Fotos anzusiedeln?
Wie lassen sich die Ähnlichkeiten theatral herausarbeiten?
Von woher kommt das Unheimliche in der Zusammenschau beider Fotos?

Auf der Basis einer klassischen Recherche zum jeweiligen Entstehungs – und Verwendungskontext der beiden Fotos, stellen wir die Fotos in theatralen Reenactments nach.

Mit den Reenactments rekonstruieren wir für jedes Foto eine szenische Komposition: wir entwerfen für jedes Bild ein Bühnenbild mit den entsprechenden Lichtstimmungen. Die im Foto abgebildeten Figuren stellen wir live durch Schauspielerinnen mit den jeweiligen Kostümen, Requisiten und Haltungen nach.

In einem zweiten Schritt fragen wir nach dem Clash – nach den Überblendungen – zwischen den beiden Bildern. Wie gelangt man* von einem Bild zum anderen? Welche Elemente des einen Bildes finden sich wie im anderen wieder?

Die dafür nötigen Umbauten von Bühne, Kostümen, Licht, Requisiten und Verkörperungsarbeit sind unmittelbarer Teil der Recherche und werden ebenso per Video festgehalten.

In einem dritten und letzten Schritt fassen wir unsere Ergebnisse mit dem Videomaterial zusammen. Mit den Techniken der Videobearbeitung (z.b. Zeitraffer, Zoom, Loop, Filter, Sound) stellen wir die Resultate unserer theatralen Recherche aus.

Das Projekt „Spuk unterm Kapitol“ ist hochaktuell. Es fokussiert nicht nur inhaltlich auf die Bild-Archive der USA und der DDR und ihren „uncanny valleys“.

Was hat eine DDR-Kinderserie mit postfaschistischen Protesten in den U.S.A zu tun?

Das Projekt ist darüber hinaus anschlussfähig an formale Diskurse, wie z.B. die theatrale Reproduktion von Memes.

Theatermacher:innen werden in Zukunft über Memes als Praxis im Theater nachdenken. Unser Projekt hat das Potential für einen Input zum Thema. Dieser Input praktiziert zugleich, worüber er nachdenkt, indem er Live Action Memes in theatralen Formaten an einem konkreten Beispiel erprobt.

  • Idee und Produktion: Panzerkreuzer Rotkäppchen
  • Regie: Susann Neuenfeldt
  • Kamera/Dramaturgie: Simon Strick
  • Choreographie/Tanz: Maike Möller Engemann
  • Bühne: Werner Tuerk  
  • Licht/Sound Design: Holger Duhn
  • Recherchierende: Jana Olschewski, Maike Möller-Engemann, Jenny Helene Wübbe
  • : Das Projekt wird gefördert vom Fonds Darstellende Künste im Rahmen von #Take Heart.
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